UVS zur B 244 OU Wernigerode

Umweltverträglichkeitsstudie und ergänzende Gutachten fertiggestellt

Die Stadt Wernigerode stellt als Mittelzentrum einen Verkehrsknotenpunkt am nordöstlichen Rand des Harzes dar. Der Verkehr über die B 27 aus westlicher Richtung zur Bundesautobahn 36 (BAB 36 – ehemalige B 6) oder von Magdeburg in Richtung Harz muss derzeit das Stadtgebiet von Wernigerode durchqueren. Die vorhandene Führung der B 244 durch die historische Ortslage ist nicht geeignet, den Anforderungen einer Bundesstraße durchgängig gerecht zu werden. Zur Schaffung einer verkehrssicheren, leistungsfähigen Verkehrsanlage mit wirksamer Verbindungsfunktion und gleichzeitiger Senkung der durch den Straßenverkehr hervorgerufenen Umweltbelastungen innerhalb der Ortslage von Wernigerode ist der Neubau einer Ortsumfahrung (OU) vorgesehen. Im Bundesverkehrswegeplan ist die Ortsumfahrung B 244 Wernigerode als vordringlicher Bedarf eingestuft. Für das Vorhaben wurde wir mit den umweltfachlichen Planungsleistungen für eine UVS, eine Artenschutzrechtliche Betrachtung auf Ebene der Vorplanung sowie mit insgesamt vier FFH-Verträglichkeitsprüfungen und den vorhabensbezogenen faunistischen Sonderuntersuchungen beauftragt.

Der Untersuchungsraum (UR) für das Vorhaben erstreckt sich ausgehend vom Ortsteil Nöschenrode im Südosten Wernigerodes in nordöstlicher Richtung. Nordöstlich von Wernigerode verschwenkt der UR in nordwestliche Richtung und umschließt somit die Ortslage Wernigerode ausgehend von Südosten nach Nordwesten. Der UR umfasst die Waldbereiche des Harzes, welche an der nordöstlichen Steilstufe in die Aufrichtungszone des Nordharzrandes übergeht und hier die, dem Harz, vorgelagerte Hügelkette mit dem Horst- und Augstberg einschließt. Der nördliche und nordwestliche Teil des UR durchquert die ackerbaulich geprägte Landschaft des „Nördlichen Harzvorlandes“. Die nordwestliche Begrenzung befindet sich etwa auf Höhe der Holtemme und schließt die Auenbereiche der Holtemme mit ein.

Im Rahmen der Vorplanung erfolgte die Entwicklung von Trassenvarianten, die ausgehend vom Bestand der B 244 im Süden Wernigerode östlich um das Stadtgebiet führen und nordöstlich der Stadt an die bestehende BAB 36 anschließen. Hierbei wurden insgesamt drei Planungsabschnitte (PA) gebildet. Der Variantenvergleich erfolgte zunächst für die PA Süd und Mitte, da sich der Verlauf der zu prüfenden Varianten im PA Nord aus der vorläufigen Vorzugsvariante der PA Süd und Mitte entwickelt. Daher wurden vorerst im ersten Schritt des Gesamtvariantenvergleichs für die PA Süd und Mitte die technisch/verkehrlichen Aspekte und die in der UVS ermittelten Umweltaspekten ausgewertet, zusammengeführt und die vorläufige Vorzugsvariante ermittelt. Entsprechend des Ergebnisses wurden die Varianten im PA Nord trassiert und anschließend für den PA Nord in der Auswirkungsprognose und dem Variantenvergleich einander gegenübergestellt. Für den PA Süd wurden zwei mögliche Varianten entwickelt und im Variantenvergleich der UVS deren Vor- bzw. Nachteile in Bezug auf die Schutzgüter nach dem UVPG herausgearbeitet und miteinander verglichen. Der PA Mitte umfasst den Bereich des Fenstermacherbergs östlich von Wernigerode, welche in zwei zu prüfenden Trassenalternativen den Fenstermacherberg jeweils mit einem Tunnelbauwerk durchquert wird. Etwa auf Höhe von Horst- und Augstberg schließt sich der PA Nord an, für den insgesamt vier verschiedene Varianten entwickelt und in der UVS gegenübergestellt wurden.

Im Rahmen der Artenschutzrechtlichen Betrachtung auf Ebene der Vorplanung erfolgte für die jeweils zu betrachtenden Varianten in den drei PA eine Risikoabschätzung für das zu prüfende Artenspektrum. Als Grundlage hierfür wurden die Ergebnisse der faunistischen Sonderuntersuchungen ausgewertet die im Zeitraum von 2018 bis 2019 für die Artgruppen Avifauna, Feldhamster, Haselmaus, Fledermäuse, Amphibien und Mollusken (planungsrelevante Landschnecken) vorhabensbezogen erfasst wurden. Zusätzlich erfolgte für die weiteren planungsrelevanten Arten eine umfangreiche Datenrecherche und Potenzialabschätzung. Ein erhöhtes Konfliktpotenzial war dabei unteranderem jeweils für die Artgruppe der Fledermäuse, Wildkatze, Haselmaus sowie für einige besonders planungsrelevante Vogelarten festzustellen. Im Ergebnis waren für die zu prüfenden Varianten teilweise deutliche Vorteile hinsichtlich der artenschutzrechtlichen Belange festzustellen. Die Ergebnisse der Artenschutzrechtlichen Prüfung auf Ebene der Vorplanung sind in den Variantenvergleich der UVS eingeflossen.

Im UR befinden sich die drei FFH-Gebiete „Zillierbach südlich Wernigerode“, „Laubwaldgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg“ und „Ziegenberg, Augstberg und Horstberg bei Benzingerode“ sowie das SPA „Vogelschutzgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg“. Für die vorhandenen Natura 2000 – Gebiete wurde jeweils eine FFH-Verträglichkeitsprüfung erarbeitet. Neben den bau- und anlagebedingten Wirkfaktoren des Vorhabens wurde ein besonderer Schwerpunkt auf mögliche Betroffenheiten der jeweils vorhandenen FFH-Lebensraumtypen durch betriebsbedingte Stickstoffeinträge gelegt. Als erforderliche Arbeitsgrundlage wurde seitens der LSBB hierfür die Erarbeitung einer detaillierten Stickstoffdepositionsberechnung beauftragt. Anhand der Depositionsberechnungen erfolgten für die FFH-Lebensraumtypen jeweils für die zu prüfenden Varianten bzw. für die berechneten Planfälle ob die Critical Loads der Lebensraumtypen bzw. die Bagatellgrenzen überschritten werden und ob erhebliche Beeinträchtigungen infolge eines partiellen Funktionsverlustes festzustellen sind.

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